エピソード

  • #252 Dirk Neubauer – Mehr Wut in der Demokratie!
    2025/03/27

    Wut kann eine transformative Kraft sein – wenn sie sich nicht in ohnmächtiger Empörung erschöpft, sondern zur Tat drängt. Dirk Neubauer ist wütend, und er wünscht sich, dass mehr Menschen es wären. Nicht über Streiks an Flughäfen oder den nächsten kleinen Ärger des Alltags, sondern über das große Versagen: das politische, mediale und gesellschaftliche Unvermögen, sich den Herausforderungen der Gegenwart ehrlich zu stellen.

    Dirk sieht den Grundfehler in einer Politik, die den Menschen nicht mehr zumutet, was notwendig ist, sondern ihnen erzählt, was sie hören wollen. Die Wahrheit wurde geopfert, um Wahlen zu gewinnen, um Stimmungen zu bedienen. Das Ergebnis: eine verunsicherte Gesellschaft, die sich in einfachen Antworten flüchtet und populistischen Heilsversprechen verfällt. Doch die eigentliche Krise liegt tiefer – in einem System, das sich selbst gelähmt hat.

    Seine Lösung ist radikal und pragmatisch zugleich: eine Erneuerung von unten. Politik muss wieder bei den Menschen ansetzen, sie befähigen, ihre Lebensrealität mitzugestalten. Die lokale Ebene ist die Herzkammer der Demokratie – dort entscheidet sich, ob sie lebt oder kollabiert. Weniger bürokratische Gängelung, mehr Selbstwirksamkeit. Ein Dorf, das über seinen Sportplatz entscheiden kann, erfährt Demokratie direkter als durch ferne Versprechungen aus Berlin.

    Dirks Vision ist keine Utopie, sondern eine Rückbesinnung auf das, was Demokratie stark macht: Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und den Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Wer nicht mehr glaubt, dass Veränderung möglich ist, hat schon verloren. Seine Botschaft: Macht euch wieder selbst wirksam – bevor es zu spät ist.

    Zu Gast:

    Dirk Neubauer, Autor und ehemaliger Landrat Mittelsachsens.

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    48 分
  • #251 Hilke Berger – Mehr resilient als smart: Die Stadt der Zukunft
    2025/03/20

    Die Zukunft der Stadt ist keine Frage der Technologie, sondern der Vorstellungskraft. Hilke Berger, Kulturwissenschaftlerin und wissenschaftliche Leiterin des City Science Labs an der HafenCity Universität Hamburg, beschreibt eine urbane Zukunft, die nicht von vernetzten Mülleimern oder algorithmischer Effizienz bestimmt wird, sondern von sozialen Beziehungen, Teilhabe und narrativen Vorstellungen.

    Eine der prägendsten Ideen: Stadt ist ein Aushandlungsprozess. Während klassische Stadtplanung oft technologische Effizienz in den Mittelpunkt stellt, plädiert Hilke für eine Perspektive, die den Menschen und seine Lebensrealität in den Fokus rückt. Es geht nicht darum, ein optimiertes Netzwerk von Straßen und Gebäuden zu entwerfen, sondern Räume zu schaffen, in denen Nachbarschaft, soziale Interaktion und gemeinschaftliches Leben gedeihen können.

    Die Frage nach der richtigen Zukunft der Stadt ist eng mit der Frage nach den Bildern verknüpft, die wir von ihr entwerfen. Künstliche Intelligenz kann futuristische Stadtbilder erschaffen, doch wenn die zugrundeliegenden Daten dieselben bleiben, entstehen stets die gleichen Hochglanzvisionen urbaner Räume. Die Herausforderung besteht darin, Vielfalt in die Vorstellungswelt urbaner Zukunft zu integrieren – und das bedeutet auch, radikale, künstlerische und experimentelle Konzepte mitzudenken.

    Stadt ist nicht nur Infrastruktur, sondern ein dynamisches Zusammenspiel von Gesellschaft, Ökologie und Politik. Dass diese Prozesse langsam sind, mag frustrierend sein, doch sie bieten auch Zeit, neue Bilder zu entwickeln – bevor andere sie für uns entwerfen. Die Zukunft der Stadt beginnt im Kopf.

    Zu Gast:

    Hilke Berger, wissenschaftliche Leiterin des City Science Labs an der HafenCity Universität Hamburg.

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    46 分
  • #250 Sebastian Sladek – Energiewende 2035, selfmade
    2025/03/13

    Wer die Energie kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Doch was passiert, wenn Bürgerinnen und Bürger sich ihre Netze zurückholen? Michael spricht mit Sebastian Sladek, Geschäftsführer der Elektrizitätswerke Schönau EWS, über eine Bewegung, die sich nicht länger von Konzernen und politischer Trägheit ausbremsen lässt.

    Die EWS sind aus Protest entstanden, ist ein Kind der Anti-Atombewegung der 80er Jahre – aber anstatt nur gegen Atomkraft zu demonstrieren, haben sie das System von innen aufgebrochen. Lange vor der Liberalisierung der Strommärkte haben sie gegen Widerstände das örtliche Stromnetz übernommen. Worauf sie sich damit letztlich eingelassen haben, war ihnen nicht ganz klar. Heute betreiben sie immer noch Netze & mehr und vermarkten bundesweit Ökostrom. Ihr Erfolg beweist: Die Energiewende scheitert nicht an Technik oder Machbarkeit.

    Während andere Länder Tempo machen, blockieren in Deutschland große Konzerne jede ernsthafte Veränderung im Strommarkt. Sebastian erklärt, warum Bürgerinnen und Bürger selbst aktiv werden müssen, wenn sie eine nachhaltige Zukunft wollen. Politik verspricht den Fortschritt, hält aber am fossilen Denken fest.

    Michael und Sebastian sprechen darüber, warum wir immer noch glauben, die Energieversorgung sei etwas für „die da oben“. Warum warten wir, statt selbst Lösungen zu schaffen? Und wie viel Macht könnten Kommunen gewinnen, wenn sie sich aus der Abhängigkeit befreien?

    Zu Gast:

    Sebastian Sladek, Geschäftsführer der Elektrizitätswerke Schönau

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    37 分
  • #249 Helena Steinhaus – Bürgergeld sanktionsfrei? Und das in 2025?
    2025/03/06

    Solidarität? Ein leeres Wort, wenn Sanktionen Menschen das Nötigste nehmen und bürokratische Hürden sie an der Teilhabe hindern. Michael spricht mit Helena Steinhaus, Gründerin von Sanktionsfrei e.V., über die falschen Narrative rund um „faule Arbeitslose“ und den strukturellen Zwang zur Armut.

    Jede Sanktion bedeutet weniger Essen auf dem Teller, unbezahlte Rechnungen und einen Existenzkampf, der von politischer Seite teils bewusst in Kauf genommen zu werden scheint. Warum kontrolliert der Staat penibel jeden Cent beim Bürgergeld, während Milliarden an Steuerhinterziehung unbeobachtet bleiben?

    Ganz praktisch: Helena und ihr Team setzen Sanktionen außer Kraft, indem sie finanziell einspringen, wenn das Jobcenter kürzt. Und sie kämpfen juristisch für Betroffene. Doch das allein reicht nicht, so Helena. Statt Repression und Strafen brauchen wir ein Sozialsystem, das Menschen stärkt statt sie zu brechen. Währenddessen diskutieren Politiker lieber über härtere Sanktionen als über Lösungen für Armut und Chancengleichheit.

    Die Bilder rund um Armut und Hilfe sind wirkmächtig - und vielfach problematisch. Michael und Helena sezieren zum Beispiel den Begriff „Sozialschmarotzer“, der sich hält, obwohl nur ein Bruchteil der Bürgergeldempfänger dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung steht. Warum wird über Kinderarmut geschwiegen, während Steuerflucht im Milliardenbereich hingenommen wird? Wer profitiert von diesem System?

    Zu Gast:

    Helena Steinhaus, Gründerin von Sanktionsfrei e.V.

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    43 分
  • #248 Maximilian Fichtner - Innovation Batterie – Der Akku treibt die Energiewende
    2025/02/27

    Frage: Wie groß kann eigentlich eine Batterie sein? Antwort: Groß. Sehr groß. Und es werden immer mehr. Maximilian Fichtner forscht an innovativen, neuen Batterien. Er sagt: Die Speicher sind der Schlüssel für die Energiewende. Sie sind längst in der Lage, die vielfach befürchteten Dunkelflauten zu überbrücken, den im Überfluss gewonnen Strom zu speichern - und damit fossile Kraftwerke überflüssig zu machen. Maximilian ist Professor in Ulm und in Karlsruhe, leitet das Helmholtz-Institut Ulm und ist Direktor des Center for Electrochemical Energy Storage Ulm & Karlsruhe (CELEST). Kurzum: Spitzenforschung zu Batterien können wir. Jetzt müssen wir sie nur noch bauen und einsetzen.

    Ganz offensichtlich ist das Thema auch wirtschaftlich interessant. Bei der Bundesnetzagentur liegen derzeit Anträge für 226 GWh Speicher, mehr als die Republik an mehreren Tagen nacheinander benötigt. Diese Anträge kommen nicht von Kommunen, sondern von Investoren. Mindestens dieser Teil der Energiewende rechnet sich ganz schlicht. Der typische Bremser ist die Bürokratie: Dem Vernehmen nach gibt es genau einen Sachbearbeiter, über dessen Schreibtisch alle Anträge für Großspeicher gehen müssen. Prioritäten, so wichtig …

    Und was rostet da im alten Industriegebiet? Auch das: Eine Batterie. Im Nordosten der USA entsteht gerade ein Großspeicher mit Eisen-Luft-Technologie. Sprich: Wenn das System Strom speichert, rostet das Eisen. Läuft der Prozess rückwärts, gibt es den Strom wieder ab. Weitaus billiger, sicherer und leistungsfähiger als zum Beispiel Lithium-Ionen-Batterien.

    Zu Gast:

    Prof. Dr. Maximilian Fichtner, Batterieexperte, Wissenschaftler am KIT und der Universität Ulm, Geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Institut Ulm, Sprecher des Exzellenzclusters POLiS und Mitglied von CELEST

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    43 分
  • Luca Piwodda - Die Zukunft in die Politik holen
    2025/02/20

    Diese Folge ist für alle, die manchmal an der politischen Welt verzweifeln, aber dennoch an eine bessere Zukunft glauben. Luca Piwodda ist Bürgermeister. Und er ist jung, genauer: 25 Jahre jung. Seine Stadt ist Gartz an der Oder. Nordosten Brandenburgs, 2500 Einwohnerinnen, fast 50% wählen im Land die AfD - und im Kommunalen ihren Bürgermeister, der für Fußgängerzonen und Windräder antritt.

    Die Challenge für diese Folge: Wir wollten nur positiv über Politik und Gesellschaft sprechen. In einer Zeit, in der politische Diskussionen oft von Frust und Resignation geprägt sind, wollten wir zeigen, dass es auch anders geht. Lucas Ansatz in der Kommunalpolitik: Transparenz und Offenheit als Grundlage, um Menschen mitzunehmen und ihnen zu zeigen, dass sie selbst etwas bewegen können. Selbstwirksamkeit rocks.

    Nahbare Politik heißt auch: Nach jeder Sitzung des Gemeinderats ein schnelles Insta-Video aufnehmen und die Themen und Argumente erläutern. Ganz offensichtlich wächst so Vertrauen. Lucas Handeln beweist, dass Veränderung dort beginnt, wo Menschen sich einbringen und Verantwortung übernehmen. Er zeigt, dass selbst in herausfordernden Zeiten Optimismus und Tatkraft den Unterschied machen können. Eine Partei hat er auch schon gegründet, die inzwischen mit der Partei des Fortschritts (PdF) fusioniert hat.

    Besonders erfreulich: Wir haben unsere Challenge gemeistert. Trotz aller Herausforderungen, die wir angesprochen haben, blieb unser Gespräch von einem positiven Grundton getragen. Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, mutig und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken, ohne dabei die Realität auszublenden. Es war ein Austausch voller Tatendrang, Inspiration und der klaren Botschaft: Politik kann Freude machen, wenn wir sie gemeinsam gestalten.

    Zu Gast: Luca Piwodda, Bürgermeister Gartz (Oder)


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    36 分
  • #246 Christoph Schönfelder - Führung as a Service
    2025/02/13

    Die weitgehend risikolose Prognose: Unternehmen werden schon in wenigen Jahren ganz anders aussehen als wir sie heute kennen. Ebenso risikolos: Das wird mit KI zu tun haben. Oder? Nur 7% der Führungskräfte können sich heute vorstellen, Führungsaufgaben ganz oder teilweise an KI abzugeben. Christoph und Michael diskutieren: Sind das die 7%, die in Zukunft extrem weit vorne sein werden? Jedenfalls ist heute noch Gelegenheit, zumindest zu den Top 8% zu gehören. Christoph Schönfelder ist Professor für Personal- und Organisationsentwicklung und ist Mit-Gründer des HR-Tech-StartUps Monday Rocks.

    Traditionelle Hierarchien wanken längst. Wenn es stimmt, dass unsere Organisationen tief in Transformationsprozessen stecken (stimmt), dass das direkte Auswirkungen auf Führung hat (offensichtlich) und dass die Anforderungen an Führung in diesen Veränderungen hoch variabel sind (wie auch anders?): Wie können wir ernsthaft annehmen, die Gleichung "Ein Team, eine Führungskraft" würde noch aufgehen? An deren Stelle tritt "Führung as a Service". Michael und Christoph tauchen tief ein in die Führung der Zukunft. Führung soll dienen und ermöglichen - wie können künstliche Intelligenzen aufzeigen, welches Team gerade welche Führung braucht? Welche Führungsaufgaben kann gleich selbst übernehmen. Oder sind hier Teamleitungen anwesend, die es für ihren Selbstwert brauchen, den Streit um Urlaubspläne selbst auszufechten?

    Starre Strukturen behindern die Anpassungsfähigkeit. Christoph fordert ein radikales Umdenken: Führung muss agiler, teamorientierter und technologiegestützt sein. Die klassische Hierarchie verliert an Bedeutung, während eine adaptive Führung in den Fokus rückt. KI kann Teams analysieren, Herausforderungen erkennen und gezielt Lösungen vorschlagen. Christophs These: Führung als flexibler Service gedacht ermöglicht effizientere Teams, mehr Menschlichkeit und eine nachhaltigere Arbeitskultur.

    Die Botschaft ist klar: Führung braucht mehr als kleine Anpassungen – sie muss neu definiert werden. Unternehmen, die an veralteten Strukturen festhalten, riskieren den Anschluss. Die Zukunft gehört denen, die Führung als dynamischen Prozess verstehen.

    Carls Zukunft hat gerade ein Whitepaper zu "Führung as a Service" veröffentlicht. Es steht hier zum Download.

    Zu Gast: Christoph Schönfelder, Soziologe und Mitgründer von Monday Rocks.

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    46 分
  • #245 Bijan Latif - Wer gehört denn nun in Zukunft dazu?
    2025/02/06

    Das Grundgesetz ist da recht eindeutig: Deutscher als "hat einen Pass" geht nicht. Eine digitale Angelegenheit im analogen Deutschland: Null oder eins, mit Pass oder ohne, Staatsbürger oder eben nicht. Zugleich eine der emotionalsten Debatten auf dem politischen Parkett. Was bedeutet es wirklich, Teil einer Gesellschaft zu sein? Wer legt fest, wer dazugehört? Michael spricht mit Bijan Latif, Designer, Stratege und Vordenker, über Identität, gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Macht der Sprache in politischen Debatten.

    CDU-Kandidat Friedrich Merz sorgte - noch vor seinem AfD-Stunt im Bundestag - mit der Forderung für Aufsehen, Doppelstaatlern den deutschen Pass leichter aberkennen zu können. Für Bijan Anlass genug, Merz mit einem offenen Brief zur Diskussion zu laden. Sein Anliegen: Eine offene Diskussion darüber, was es heißt, deutsch zu sein – und darüber, warum diese Frage oft missbraucht wird, um politische Narrative zu steuern, die zu Ausgrenzung und Spaltung führen. Merz hat nicht angerufen, dafür immerhin Michael. Naja :-)

    Bijan argumentiert, dass die Frage nach „Deutschsein“ in einer globalisierten Welt längst überholt ist. Ein Pass ist eine Formalität, doch die Diskussion darum hat sich verselbstständigt. In der Politik wird Identität instrumentalisiert, um Unsicherheiten zu schüren – und diese Taktik zeigt Wirkung. Migration und Integration dominieren Debatten, oft losgelöst von den tatsächlichen Herausforderungen.

    Wie konnte es so weit kommen? Michael und Bijan analysieren, wie Sprache und Narrative genutzt werden, um gesellschaftliche Realitäten zu formen. Ein Problem wird so lange wiederholt, bis es als unumstößliche Wahrheit gilt – selbst wenn Fakten etwas anderes sagen. Die Diskussion über Zugehörigkeit spiegelt dabei größere gesellschaftliche Fragen wider: Geht es wirklich um Identität oder nur um Macht?

    Klar ist: Die Art, wie wir über Gesellschaft sprechen, bestimmt, wie wir sie gestalten. Es geht nicht um Abstammung, sondern um Werte und gemeinsamen Zusammenhalt. Diese Episode fordert eine neue Definition von Zugehörigkeit – jenseits veralteter Konzepte.

    Zu Gast: Bijan Latif, Designer, Stratege und Autor des offenen Briefes an Friedrich Merz.

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    41 分