エピソード

  • Folge 109: Schwimmlehrer Gott
    2025/04/02

    Als „Schwimmlehrer Gott“ hat Janis McDavid ihn im Gespräch mit uns bezeichnet - selbst ist Paul Reither wesentlich bescheidener. Paul war mal Leistungsschwimmer, hat 2017 die Jahrgangsmeisterschaften in 100 Meter Freistil gewonnen, sich für die Jugend-Europameisterschaften 2018 in Helsinki qualifiziert - bis zwei Unfälle seine Karriere im Alter von 19 Jahren abrupt beendete.

    Das Schwimmen hat ihn trotzdem nicht losgelassen, was sicher auch an seinem Vater liegt, ebenfalls ein ehemaligiger Schwimmprofi: Denn Alexander Gallitz ist nicht nur Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbands, sondern hat vor ein paar Jahren auch die Stiftung „Deutschland schwimmt“ gegündet. Damit Menschen mit Beeinträchtigungen bessere Möglichkeiten bekommen, schwimmen zu lernen.

    Und so ließ sich auch Paul zum Inklusionsschwimmlehrer ausbilden und ist mittlerweile selbst Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Schwimmfähigkeit in Nürnberg. Das Wichtigste für ihn: Ruhig bleiben. Empathisch sein. Zu spüren, was der oder die andere will, auch im Wasser. Tauchen, Atmen, Schweben, Gleiten und Springen spielerisch auszuprobieren ist für ihn die Basis, um schwimmen zu lernen. Mit dieser Ruhe hat der 25jährige Paul auch Janis McDavid vor einem Jahr die Angst vorm Wasser genommen - mittlerweile schwimmt sein Zögling von einst im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Fisch im Wasser.

    Selbst schwimmt Paul allerdings auch noch. Und das nicht nur zu seinem eigenen Vergnügen: Im August 2021 hat er mit seinem Vater Alexander Gallitz durch den Bosperus von Asien nach Europa geschwommen, um auf die abnehmende Schwimmsicherheit von Kindern aufmerksam zu machen. Denn da gibt es noch jede Menge zu tun!











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  • Folge 108: Schwimmbäder für die Demokratie
    2025/03/26

    Schwimmbäder sind Orte, an denen wir uns nicht aussuchen können, wem wir begegnen. Wer uns wild um sich spritzend auf der Bahn überholt. Auf der Decke nebenan seine Pommes isst. Oder in der Dusche gegenüber stundenlang seine Haare wäscht. Wir treffen auf Menschen aller Art - Dicke, Dünne, Junge, Alte, Menschen mit Beeinträchtigungen, mit auffälligen Tatoos, schreiend-bunten Badeanzügen oder knappen Badehosen, Menschen mit syrischen, deutschen, türkischen oder italienischen Wurzeln, kurz: auf ein Abbild unserer Gesellschaft.

    Und selten sind es die Immergleichen und oft haben sie auch nicht die gleichen Vorstellungen wie wir davon, wie man sich in so einem Schwimmbad verhält, sei es im Wasser, am Beckenrand oder auf der Wiese. Und doch setzen sich Hunderttausende dieser Erfahrung immer wieder aus, weil - es eben auch schön ist. Bereichernd. Weil man immer wieder auch was lernen kann, wenn man nur die Augen und Ohren weit genug aufmacht. Selbst aufmerksamkeitsheischende und abwertende Berichterstattung über Auseinandersetzungen in Schwimmbädern halten sie nicht davon ab. Weil sie wissen: Das sind Einzelfälle - und nicht die alltägliche Realität.

    Der Soziologe Rainald Manthe ist deshalb davon überzeugt, dass man Schwimmbäder nicht nur mühsam unterhalten, sondern regelrecht fördern sollte. Nicht die Öffnungszeiten verknappen, wie dieses Jahr mal wieder in Berlin, sondern lieber ausdehnen. Denn „Demokratie fehlt Begegnung“, so schreibt er es in seinem Buch und so erzählt er es auch hier im Podcast, „wir brauchen solche Alltagsorte des sozialen Zusammenhalts“.

    Warum also Schwimmbäder nicht zu einem Ort machen, an dem man gleich auch noch anderes erledigen kann? Seinen Pass verlängern beispielsweise. Oder sein e-Bike aufladen. Überhaupt sollten Bäderbetriebe die Menschen, die zu ihnen kommen, auch darüber hinaus noch mehr einbeziehen: Gemeinsam am Abend den Müll einsammeln. Verantwortliche für Blumen- und Rasenpflege finden. Gemeinsam mit dem Bademeister einen Sprungwettbewerb veranstalten.

    Womöglich sogar beteiligen, wenn ein Bad saniert werden muss. Warum nicht die regelmäßigen Schwimmbadnutzer:innen mit einbeziehen in die Planung? Spendensammeln für „ihr“ Bad? Ideen abfragen, tatkräftige Hilfe annehmen. Der Staat, so Manthe, müssse die Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Menschen an solchen Orten mehr einbringen können. Und nicht gleich vor der ganzen Bürokratie zurückschrecken, wenn sie beispielsweise für ein von Schließung bedrohtes Bad eine Genossenschaft gründen wollen. Denn die meisten Menschen wollen seiner Erfahrung nach nicht einfach nur konsumieren - sondern sich beteiligen. Demokratie eben.








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  • Folge 107: Fische haben auch keine Arme und Beine
    2025/03/19

    Diese Begegnung wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Wir treffen Janis McDavid nach seinem Trainung im SSE, der Schwimm- und Sprunghalle im Berliner Europasportpark. Paralympics-Trainer Matze Ulm ist zufrieden mit der heutigen Leistung, wir können uns in einen kleinen Raum am Eingang zurückziehen.

    Janis ist ein Phänomen, das wird gleich am Anfang klar. Mit seiner Statur erregt er Aufmerksamkeit wie ein Popstar, der 33jährige hat weder Arme noch Beine, erlebt es immer wieder, wie Leute ihn anstarren. Dabei führt er ein rasanteres Leben als die meisten von uns, fährt Rennwagen, hat den Kilimandscharo bestiegen, reist als Speaker durch die Welt, um für eine Arbeitswelt zu werben, in der alle Menschen diskriminierungsfrei arbeiten können.Für viele gilt er als einer der engagiertesten Vordenker für Inklusion und Gleichberechtigung.

    Langer Zeit sein blinder Fleck: Schwimmen können. Als Kind wäre er fast ertrunken, wenn ihn seine Mutter nicht im letzten Moment gerettet hätte. In der Schule fühlt sich niemand in der Lage, ihm das Schwimmen beizubringen, lauter hilflose Versuche, alle schlugen fehl. Janis, der eigentlich nichts in seinem Leben für unmöglich hält, kommt an seine Grenzen. Doch dann verändert die Stiftung „Deutschland schwimmt“ sein Leben. Er erfährt, was er nie für möglich gehalten hätte: Das Wasser hält und trägt ihn, er kann schwimmen!

    Das war im Frühjahr 2024. Seitdem trainiert Janis jeden Tag, optimiert seinen Schwimmstil, gleitet wie ein Delphin durchs Wasser. Ein riesiger Aufwand - allein der Rumpf sorgt für seine Fortbewegung, er hat keine Arme und Beine, die ihn unterstützen können. Doch seine Fortschritte sind enorm: Immer schneller legt er immer größere Strecken zurück. Sein Leben hat sich komplett verändert: kein Alkohol mehr, stattdessen jeden Tag eine Trainingseinheit in der Schwimmhalle.

    Er sagt selbst - es ist wie eine Sucht. Vielleicht tritt er 2028 bei den Paralympics an, vielleicht auch nicht. Er bewundert den Para-Schwimmer Josia Topf, bei dem er seine ersten Trainingseinheiten machen durfte. Mittlerweile ist Janis auch Botschafter für die Stiftung „Deutschland schwimmt“, setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen selbstverständlich schwimmen lernen können. Was der Grund dafür ist, dass er ohne Arme und Beine auf die Welt gekommen ist - vermutlich ein genetischer Defekt namens Tetraamelie - interessiert ihn nicht. Für ihn ist viel wichtiger, was seine Mutter vor vielen Jahren zu ihm gesagt hat: „Jeder Mensch hat eine Aufgabe in dieser Welt. Es liegt an dir herauszufinden, welche das ist.“ Janis hat viele Aufgaben gefunden.






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  • Folge 106: Überlebt
    2025/03/12

    Monika Keck ist im wahrsten Sinne des Wortes ins Leben zurückgeschwommen. Am 26. Dezember 2004 hat die Sozialpädagogin aus Bayern in Thailand, auf einer Halbinsel südlich von Ao Nang den Tsunami überlebt. Und sich nach dieser Flutkatastrophe viele Jahre lang gefragt: Warum mussten über 230.000 Menschen sterben - und ich durfte überleben?

    Die Erfahrung, der riesigen Welle gerade noch entkommen zu sein, hat sie viele Jahre traumatisiert. Selbst ins Schwimmbad hat sie sich zunächst nicht getraut, das Geräusch, wenn das Wasser in die Rinne am Beckenrand gurgelt, löste sofort Panik in ihr aus. Doch anstatt zu verzweifeln, begann sie eine Traumatherapie. Und als eine Freundin fragte, ob sie sie nicht beim Schwimmunterricht unterstützen könnte, schaffte sie den Rettungsschwimmer, erst in Bronze, dann Silber und Gold - und wurde Schwimmlehrerin.

    Dabei war sie vor der Flutkatastrophe keine große Schwimmerin gewesen. Ab und an ins Schwimmbad, wie die meisten halt. Doch dann begann sie, ein paar Jahre nach dem Tsunami, ihre krebskranke Mutter zu pflegen. Und die war eine leidenschaftliche Schwimmerin, deren größter Wunsch es war, vor ihrem Tod noch einmal schwimmen zu gehen. Geschafft hat sie es leider nicht, das bedauert Monika bis heute. Doch die Gespräche mit ihrer Mutter, die Erfahrungen der Sterbebegleitung, die sie 2015 in ihrem Buch „Noch einmal schwimmen" verarbeitete, gaben ihr die Kraft, sich ihrer größten Angst zu stellen - und noch einmal an den Ort der Katastrophe, nach Thailand zu fahren.

    2019 war das, 15 Jahre nach dem Tsunami, rund um ihren 50. Geburtstag. Bis heute hat sie das Gefühl, dass ihr Leben erst danach wieder so richtig begann. „Konfrontationstherapie“ nennt sie es selbst und atmet dabei tief durch. Auch darüber hat sie ein Buch geschrieben: „Welle der Veränderung“, erschienen 2024, zwanzig Jahre nach ihrer schrecklichen Erfahrung. Und noch mehr ist nach ihrem zweiten Besuch in Thailand passiert:

    2020 ging sie das erste Mal in ihrem Leben im Freiwasser schwimmen. In Gedenken an ihre Mutter und all die anderen Toten, die sie am Ende ihres Lebens begleitet hat, die in Thailand gestorben sind, die ihr wichtig waren. Und fand schnell Mitstreiter:innen. Denn seitdem organisiert sie jedes Jahr im Sommer das 5-Seen-Schwimmen in Bayern - Weißlinger See, Wörthsee, Pilsensee, Ammersee und Starnberger See, an jedem Wochenende einer. Manch einer schwimmt mit, um der eigenen toten Freunde und Verwandten zu gedenken, andere, um ein Trauma zu überwinden, wieder andere, weil es einfach Spaß macht, immer in Gemeinschaft, nie um die Wette - und vor allem: immer mit Boje.




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  • Folge 105: Restube: Schutzhelm im Wasser
    2025/03/05

    Eins wollen wir gleich als erstes klarstellen: Für diese Folge haben wir weder Geld noch sonstige Vorteile bekommen. Was stimmt ist, dass uns das Teil, um das es heute geht, im Vorfeld umsonst zur Verfügung gestellt wurde. Dass wir dann aber tatsächlich mit dem Erfinder eine ganze Folge dazu machen, liegt einzig und allein daran, dass wir es ziemlich überzeugend finden.

    Es geht um Restube, eine bislang einzigartige Boje, die man sich zusammengefaltet in einer kleinen Tasche um den Bauch schnallen kann - beim schwimmen, segeln, angeln, kiten. Nichts baumelt herum, stört beim Schwimmen oder verfängt sich irgendwo. Gerät man in Not oder ist einfach erschöpft, kann man an einer Schnur ziehen - und innerhalb von Sekunden bläst sich die Boje auf und man kann sich daran festhalten.

    Wir haben sie selber getestet und sind wirklich angetan. Kleiner Hinweis, aus eigener Erfahrung: Man muss natürlich die mitgelieferte CO2-Patrone vorher anschrauben, sonst tut sich gar nichts. Aber das ist super easy. Und sollte man die Patrone doch mal vergessen haben, kann man den gelben Schlauch auch einfach mit dem Mund aufblasen. Und wenn man die Boje nicht mehr braucht, lässt man einfach die Luft raus und falltet das Teil zurück in die kleine Tasche.

    Erfunden hat die Restube-Boje der Maschinebauingenieur Christopher Fuhrhop, und mit dem reden wir diesmal. Die Idee kam ihm schon während seines Studiums, nachdem er bei Kite-Surfen fast ertrunken wäre. Der Gedanke: Immer etwas dabei zu haben, was einen zur Not vor dem Ertrinken rettet, aber bei der Aktivität an sich nicht weiter stört. Quasi ein Schutzhelm im Wasser.

    Zusammen mit einem Studienkollegen und unterstützt durch ein Stipendium probierte er viele Materialien aus, Das Ergebnis: Die Boje ist komplett PVC-frei, verwendet wird hochwertiges Nylon-TPU-Material, was dazu führt, dass die Boje auch nach dem tausendsten Mal falten nicht porös wird, so Christopher. „Man kann da sogar mit dem Auto drüber fahren und es passiert nichts“, erzählt er.

    Im Juni 2012 wurde die erste Restube-Boje verkauft, mittlerweile exportiert das Unternehmen nicht nur in europäische Länder, sondern auch nach Japan und in die USA. Genutzt wird die Boje zudem nicht nur von Freizeitsportlern, sondern auch bei Wettkämpfen und der professionellen Wasserrettung, beispielsweise in der Schweiz. Der Name entstand übrigens bei einem Wortspiel: rescue tube oder auch reste tube - retten und ausruhen - daraus wurde dann Restube.

    Uns gefällt die Boje, auch wenn man natürlich nichts damit transportieren kann und sie mit knapp 80 bis 100 Euro nicht gerade billig ist. Aber sie gibt einem schon ein sicheres Gefühl, wenn man damit unterwegs ist. Einziger Wermutstropfen: Wer mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegt und Restube samt Patronen mitnehmen will, sollte sich vorher mit der Fluggesellschaft in Verbindung setzen. Eigentlich sind die Patronen kein Problem, auch Rettungswesten sind damit ausgestattet. Aber manchmal gibt es am Check-in eben doch Ärger. Und dann sollte man die Erlaubnis besser dabei haben.




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  • Folge 104: Die trüben Seiten des Schwimmsports
    2025/02/26
    Diesmal sprechen wir mit einem Kollegen - einem Investigativ-Journalisten, vor dem sich Funktionäre, Verbände und auch Sportler in der ganzen Welt fürchten. Hajo Seppelt hat international und national maßgeblich zur Aufdeckung von Dopingvergehen beigetragen und dafür zahlreiche Preise bekommen. Angefangen hat der einstige Berliner Jahrgangsmeister im Brustschwimmen 1985 als Sportreporter beim Sender Freies Berlin, von 1992 bis 2006 war er Live-Kommentator für das ARD-Fernsehen bei Schwimmwettkämpfen, war unterwegs bei Olympia, Europa- und Weltmeisterschaften.Schon damals hat er sich mit dem Thema Doping befasst. 1997 erschien sein Film „Staatsgeheimnis Kinderdoping - Doping-Täter und -Opfer des DDR-Schwimmsports“. Das war eigentlich eher zufällig, erzählt er uns lachend im Gespräch, er sei damals verliebt gewesen in eine Kollegin, die ehemalige kanadische Leistungsschwimmerin Karin Helmstaedt, mit ihr zusammen habe er dann diesen Film gemacht. Auch wenn aus der Beziehung nichts geworden sei - das Thema Doping habe ihn nicht mehr losgelassen.Gleichzeitig kommentierte er immer noch Schwimm-Wettkämpfe - und merkte zunehmend, wie sehr ihm die reine Ergebnis-Berichterstattung auf die Nerven ging. Aus seiner Sicht gab es viel mehr zu erzählen über die Sportler - aber vor allem auch über die Geschäftemacher, Ärzte und Verbände, die am Sport verdienen. Und mitunter tatsächlich auf ALLES setzen, damit am Ende eine Medaille, ein Sieg dabei herauskommt. Auch auf Doping. Ein mitunter lebensgefährliches Mittel zum Zweck.Hajo ist ein Typ, das wurde bei unserem Gespräch sehr schnell klar - der macht, was er für richtig hält. Eine öffentlich gewordene privaten E-Mail, in der er die unkritische Sport- und Doping-Berichterstattung der ARD kritisierte, so erzählt es Seppelt, führte 2006 dazu, dass er nicht mehr von Wettkämpfen berichten durfte. Gebremst hat ihn das nicht. Beim WDR baute er eine Doping-Redaktion auf, seitdem ist er in Sportsendungen, Nachrichtensendungen und Magazinen sowie als Autor von Dokumentationen zum Thema Doping zu sehen, mittlerweile hat er auch eine eigene Produktionsfirma.Aber kann man es einem Sportler verdenken, wenn er alles versucht, um noch schneller, besser, toller zu werden? Anders als früher, sagt Seppelt, kann er den einzelnen Sportler mitunter verstehen. Der Druck sei immens, die Medien machen zusätzlich Stimmung. Viele Leistungssportler sind noch sehr jung, glauben, dass das schon alles richtig ist. Ihn ärgern vor allem die großen Verbände, die mitmachen, vertuschen und mit dem Risiko der Sportler ihr Geld verdienen. Besonders schlimm sei dies, weil auch die WADA, die internationale Anti-Doping-Agentur häufig nicht wirklich hinschaue. Dabei ist sie dafür da, Doping zu verhindern.Eigentlich, sagt Seppelt, sei Doping alles, was man dem Körper zuführt, um bessere Leistungen zu erzielen. Offiziell - und damit offiziell verboten - ist alles, was auf der Doping-Liste der Anti-Doping-Agenturen stehe, sei das nun Doping mit sauerstoffangereichertem Eigenblut, Anabolika, Hormone oder Medikamente wie Trimetazidin.Das war im April 2024 bei 23 chinesischen Schwimmern nachgewiesen worden. Angeblich hatten sie im Hotel verunreinigtes Essen zu sich genommen. Die WADA akzeptierte diese Erklärung zunächst - und Hajo zeigte in seinem Film, dass diese Begründung sehr unwahrscheinlich - aber vor allem nie wirklich überprüft worden sei. Übrigens: Wer glaubt, nur in China, Russland oder den ehemaligen Ostblockstaaten werde gedopt, der irrt. Doping im Sport gibt es überall. Im Herbst 2025 wird Hajo einen Film über Kinderdoping im Sport in aller Welt veröffentlichen. "Geheimsache Doping" heißt der Podcast, der er zusammen mit seiner Kollegin Kerstin Hermes macht. Bereits 2019 hat er das Buch „Feinde des Sports“ veröffentlicht, in dem er über die Hintergründe seiner mitunter sogar gefährlichen Arbeit berichtet. Er selbst geht mittlerweile zu keinen (Schwimm-)Wettkämpfen mehr. Den Spaß daran habe er schon lange verloren.
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  • Folge 103: Kein Kind ist ein sicherer Schwimmer!
    2025/02/19

    Wie werden Kinder wirklich zu sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern? Die Erziehungswissenschaftlerin Ivy Podubrin ist sicher: Eher nicht durch herkömmliche Schwimmkurse, in denen manche Kinder mehr Ängste entwickeln als Spaß haben. Die Erziehungswissenschaftlerin hat mehrere Wochen die Moken beobachtet, ein Volk von Seenomaden, die in Südostasien leben.

    Bei den Moken lernen die Kinder nicht schwimmen - und können trotzdem im Alter von 8 Jahren bis zu vier Minuten unter Wasser die Luft anhalten und bis zu 12 Meter tief tauchen. Aber nicht, weil ihnen das jemand „beibringt“ - sie lernen es von selbst, so die Erfahrung von Ivy. Sobald die Kinder der Moken laufen können, spielen sie am und im Wasser - immer unter Aufsicht, immer ohne Zwang. Die Kleinen wissen, davon ist Ivy überzeugt, dass sie einem ins Meer treibenden Gegenstand nicht einfach hinterher können - weil sie dann untergehen würden. Sie halten immer Kontakt zum Boden, auch die älteren Kinder gehen selten tiefer als bis zur Hüfte ins südchinesische Meer.

    Und weil sie sich so nach ihrem eigenen Tempo richten können, lernen sie irgendwann automatisch, sich im Wasser zu bewegen. Ivy haben diese und andere, ähnliche Erfahrungen so beeindruckt, dass sie es sich zu ihrer Aufgabe gemacht hat, Eltern zu zeigen, wie sie ihren Kindern Schritt für Schritt die wichtigsten Fähigkeiten für ein sicheres Schwimmerleben vermitteln. In ihrer Online-Schwimmschule erzählt sie an den Elternabenden, wie Kinder es lernen, intuitiv zu schwimmen und für jede Situation im Wasser gewappnet zu sein.

    Wir staunen jedenfalls darüber, wozu Kinder auch ohne Schwimmschule imstande sein können - wenn man ihnen genügend Zeit lässt, das ist Ivy wichtig. Und dass sie eben nicht nur im Schwimmbecken, sondern auch in offenen Gewässern lernen müssen, wie sie sich dort sicher bewegen. Gemeinsam mit 250 Familien hat Ivy ausprobiert, wie Kinder in nur drei bis sechs Wochen pro Jahr ganz leicht an Flüssen, Seen und Meeren in unseren Breitengraden schwimmen, tauchen und springen lernen können.

    Eins aber ist Ivy sehr wichtig, egal, welche Art des Schwimmenlernens man bevorzugt: Kein Kind ist ein sicherer Schwimmer! Dafür, so sagt die Forschung, braucht es 15 wichtige Kompetenzen, die man zum Teil erst im Jugendalter wirklich beherrscht. Vorher sei einfach der natürliche Spieltrieb noch so ausgeprägt, dass sich die Kinder zu leicht ablenken lasssen - und gefährliche Situationen nicht überblicken.

    Das hätten wir jetzt so nicht gedacht, aber Ivys Beispiele sind beeindruckend. Und auch Erwachsene gehen viel zu schnell in Seen, Flüsse oder Meere, deren Strömungen und Untiefen sie oft gar nicht einschätzen können. Deshalb: In einem Punkt hat Ivy sicher recht: Könnten wir alle wirklich sicher schwimmen, würde niemand mehr ertrinken. Das Gegenteil ist leider der Fall. Außer bei den Moken. Sie haben 2004 sogar den Tsunami überlebt.







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  • Folge 102: Der Unbekannte am Beckenrand
    2025/02/12

    Vermutlich haben wir uns alle schon mal gefragt, was das für Menschen sind, die im Schwimmbad auf ihren weißen oder blauen Plastikstühlen sitzen oder gemütlich am Beckenrand entlanggehen - und im Zweifel unser Leben retten. Denn auch diese haben natürlich ihre ganz eigene persönliche Geschichte. Einer von ist ist Raimund Schwabenbauer. Er arbeitet im Berliner Kombibad Seestraße und wenn er loslegt, hört man gleich, dass er kein gebürtiger Berliner ist. Auch nach Jahrzehnten in der Hauptstadt ist sein bajuwarischer Akzent unverkennbar, und vielleicht ist seine süddeutsche Mentalität auch der Grund, warum er so schnell mit den Badegästen ins Gespräch kommt.

    Und so kommt es auch, dass uns Raimund als Gesprächsgast von einer Schwimmerin empfohlen wurde, die hier täglich ihre Bahnen zieht. Und seine Geschichte ist wirklich außergeöhnlich. Denn eigentlich ist er Architekt. Aber der Reihe nach.

    Im Jahr 1958 wurde Raimund im bayrischen Nittenau bei Regensburg geboren, schon mit 13 wurde er Rettungsschwimmer, ein paar Jahre später Sporttaucher bei der heimischen Wasserwacht. Doch eigentlich wollte er Bauzeichner werden. Doch bevor es soweit war, machte der Bundesgrenzschutz ihm Mitte der 1970er Jahre ein allzu verlockendes Angebot: Sich acht Jahre zu verpflichten und das zu einem sehr guten Gehalt. Raimund schlug ein, war in Brokdorf und Gorleben im Einsatz und später bei der Sicherungsgruppe in Bonn, begleitete als Personenschützer ein Jahr lang den damaligen Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff durch die Welt.

    Dabei stellte er fest, dass sein alter Berufswunsch immer noch da war. Also holte er sein Abitur nach, ging nach Berlin und studierte hier Architektur, lernte schon während dieser Zeit seine Frau kennen. Sie hat eine Werbeagentur, für die er ebenfalls tätig wurde und die die beiden bis heute betreiben. Aber das Schicksal hielt für Raimund noch weitere Zufälle bereit, sein Cousin bot ihm an, als Bauleiter in seiner Trockenbaufirma zu arbeiten.

    Raimund schlug ein, hier die harte Arbeit auf dem Bau, nebenher viel Kreatives in der Werbeagentur. Doch dann starb der Cousin und Raimund musste sich wieder neu orientieren. Die Trockenbau-Firma wollte er nicht übernehmen, stattdessen arbeitete er als Webdesigner, Platzwart und ein bisschen auch als Architekt bei einem Tennis-Verein.

    So - und wie kam er jetzt an den Beckenrand? Natürlich durch - Zufall! Vor sechs Jahren im Januar wollte seine Frau mit ihm schwimmen gehen. Doch das Schwimmbad konnte nicht öffnen - kein Personal! Das wäre doch was für dich, du bist doch Rettungsschwimmer, meinte seine Frau und stellte kurzerhand den Kontakt zu den Berliner Bäderbetrieben her. Raimund machte mit fast 60 Jahren nochmal seinen Rettungsschwimmer Silber - und los ging´s. Seither ist er im Kombibad Seestraße nicht mehr wegzudenken und praktisch täglich vor Ort. Dabei könnte er mit seinen fast 66 Jahren längst in Rente sein. Ein paar Jahre will er es aber noch machen, sagt er - und grinst.

    Eins ist ihm aber noch wichtig, weil er das immer wieder erlebt, wenn es zum Beispiel Gerangel auf der Schnellschwimmer-Bahn gibt, weil dort mal wieder jemand im Altdeutsch-Rücken-Stil unterwegs ist: Das müssen die Leute schon selber regeln, dafür sei er nicht zuständig. "Ich bin nicht von der Verkehrspolizei - sondern von der Feuerwehr!"

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